Sit plenum venter in corpore sano!
15. Januar 2007 um 23:08 Uhr
Geschrieben von max in Allgemein

Bei einem Spaziergang ertappte mein Hund einen Maulwurf, der über die Straße laufen wollte. Er sprang immer wieder auf ihn und ließ ihn dann wieder los, denn er ist noch jung und furchtsam. Zuerst belustigte es mich und die Auf­regung des Maulwurfs besonders war mir angenehm, der geradezu verzweifelt und umsonst im harten Boden der Strafre ein Loch suchte. Plötzlich aber als der Hund ihn wieder mit seiner gestreckten Pfote schlug, schrie er auf. Ks, kss so schrie er. Und da kam es mir vor – Nein es kam mir nichts vor. Es täuschte mich bloß so, weil mir an jenem Tag der Kopf so schwer herunterhing, daß ich am Abend mit Verwunderung bemerkte, daß mir das Kinn in meine Brust hinein­gewachsen war. Aber am nächsten Tag hielt ich meinen Kopf wieder hübsch auf­recht. Am nächsten Tag zog sich ein Mädchen ein weißes Kleid an und verliebte sich dann in mich. Sie war sehr unglücklich darüber und es ist mir nicht gelun­gen, sie zu trösten, wie das eben eine schwere Sache ist. Als ich an einem andern Tage nach einem kurzen Nachmittagsschlaf die Augen öffnete, meines Lebens noch nicht ganz sicher, hörte ich meine Mutter in natürlichem Ton vom Balkon hinunterfragen: »Was machen Sie?« Eine Frau antwortete aus dem Garten: »Ich jause im Grünen.« Da staunte ich über die Festigkeit, mit der die Menschen das Leben zu tragen wissen. An einem andern Tage freute ich mich mit einem ge­spannten Schmerz über die Erregung eines Tages, der bewölkt war. Dann war eine verblasene Woche oder zwei oder noch mehr. Dann verliebte ich mich in eine Frau. Dann tanzte man einmal im Wirtshaus und ich ging nicht hin. Dann war ich wehmütig und sehr dumm, so daß ich stolperte auf den Feldwegen, die hier sehr steigend sind.

Aus einem Brief an Max Brod


15. Januar 2007 um 23:07 Uhr
Geschrieben von max in Allgemein

…..ist dieses:

“Meine Ohrmuschel fühlte sich frisch rauh kühl saftig an wie ein Blatt.”