Ist das ein Granatenkopf? Oder gar eine Tafel Ballonschokolade? Nein! Es ist das Messemännchen, zu Ostzeiten das Maskottchen der “Leipziger Messe” und der “Messe der Meister von morgen”.
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Heute, 20 Jahre nach der Wende, ist es arbeitslos und wie man an dem kleinen Pfeifchen sieht, raucht es Crack. Erschütternd!
Beruflich führen mich meine Schritte oft nach Halle an der Saale. Die Stadt ist eine herzerfrischende Melange aus abbruchreifen Neubauten sowie nicht minder abbruchreifen Altbauten. In Halle, so behauptet der Volksmund, würden die Doofen nie alle. In Bitterfeld, dies fügt der Volksmund hinzu, würden diese hergestellt. Ich schüttle darüber den Kopf und glaube dem Volksmund nicht, denn die wackeren Hallenser sind durchaus in der Lage, die Straßen der ehemaligen Salzsiedermetropole selbst mit Kreaturen zu füllen, die schon praenatal auf Nikotin oder Alkohol nicht verzichten mussten. In Halle weiß man eben zu leben. Auch kulinarisch hat die Stadt, die von Spöttern auch gern als Hölle, respektive Halde an der Saale bezeichnet wird, einiges zu bieten. So begrüßen mich allmorgendlich am Bahnhof nicht nur die Mutanten, die ihre Stimmung bereits mit dem dritten Frühstücksfläschchen Bier angehoben haben, sondern auch ein Wurststand. (Zum Vergrößern einfach draufklicken)
Kann es etwas schöneres geben, als frühmorgens in eine wurstfingerdicke Scheibe Harzer Blasenwurst zu beißen? Ich glaube: Ja!
Es war einmal ein einfacher chinesischer Mann namens Hartmut Li Peng.
Herr Li Peng wohnte mit seiner jungen, hübschen Frau Bärbel Li Peng und dem kleinen Sohn Torsten Li Peng in einer kleinen Butze irgendwo im chinesischen Riesenreich. Er nährte sich und seine kleine Familie redlich mit einem kleinen Imbisswagen, wo er leckere Klöße und Gelbwurst verkaufte. Klöße, das sei hier angemerkt, sind das geheime Leibgericht jedes Chinesen, denn sie sind für ihn leicht auszuprechen - leichter jedenfalls als Blathähnchen oder Bloiler oder gar Cullywulst.
Jedenfalls lebte Manfred Li Peng glücklich und zuflieden vor sich hin.
Der kleine Torsten Li Peng war der Stolz der Familie und hatte gute chinesische Zensuren in der chinesischen Schule. Zum Beispiel die Note “Blume, die sich der Abendröte zuneigt” in Geographie. Nur im Sportunterricht bekam er für seine eigenwillige Version der Frühlingsrolle vorwärts die Note “Reissack, der von der Mauer fällt”, denn er hatte wohl den elterlichen Klößen und der Gelbwulst ein wenig zu intensiv zugesprochen. Immerhin ist “Reissack, der von der Mauer fällt” noch nicht die schlechteste Note im chinesischen Sportunterricht. Die schlechteste Note ist: “Faulender Kürbis, der versucht, mit zusammengebundenen Schnürsenkeln Ballett zu tanzen”, aber sie wird ohnehin nur selten vergeben, denn sie passt längenmäßig nicht aufs Zeugnis.
Abends, wenn die mühseligen Dinge des Tages erledigt waren, saßen die Li Pengs oft beisammen und spielten ihr liebstes Kartenspiel: Mao Mao. Oder sie saßen einfach da und lasen Zei Tung.
Und schließlich, um die hier geschilderte Qualität der chinesischen Familienharmonie ins nahezu Unermessliche zu steigern, sei noch angemerkt, daß der Chines` (sprich: Kinehs) gern schnakselt, will sagen, daß der Hartmut und die Bärbel miteinander auf der Reismatte…..also das alte Lein-Laus-Spiel eben, und daß die Bärbel Li Peng just zu dem Zeitpunkt, zu dem die Handlung dieses Märchens sich entwickelt, guter Hoffnung ist und einen gesunden und strammen Klaus Li Peng oder auch wahlweise eine Ulrike Li Peng unter dem erwartungsfroh pochenden gelben Herzen trägt.
Plötzlich jedoch zogen dunkle Wolken auf, über der kleinen Butze der Li Pengs….
Zwei große und ruhmreiche Generäle, die sich von jeher spinnefeind waren, weil jeder von beiden der größere General sein wollte, hatten beschlossen, ihren Streit durch eine Schlacht ihrer gewaltigen Heere zu entscheiden. Dafür hatten sie sich dummerweise auf der Landkarte genau das Tal ausgesucht, wo das liebevoll mit selbstgestrickten Reismatten dekorierte Häuschen der Li Pengs stand.
Die riesigen Armeen gingen in Stellung.
Allein ein Schuß der zigtausend Bogenschützen hätte gereicht, um den Himmel mit einem gewaltigen Schwarm von Pfeilen zu verdunkeln.
Die Kanonen waren so zahlreich, daß ein einziger Schuß aus den unzähligen Rohren genügt hätte, um das Tal geradezu umzupflügen.
Die Soldaten waren gewaltige Horden von verschlagenen und blutrünstigen Kerlen, so daß es jedem übel ergangen wäre, der sich ihnen in den Weg hätte stellen wollen.
Der Tod und die Vernichtung von Hartmut, Bärbel, Torsten und des ungeborenen Klaus bzw. der Ulrike Li Peng war nur noch die Frage eines einzigen Befehls.
Doch sie ahnten nichts von ihrem herannahenden Tode, sondern saßen in Ihrem kleinen Häuschen, lasen Zei Tung, spielten Mao Mao und aßen Klöße und Gelbwulst.
Vor Beginn der Schlacht trafen sich die Generäle noch ein letztes mal, um dem jeweils anderen die Gelegenheit zu geben, sich bedingungslos zu unterwerfen. Keiner hatte vor, dies zu tun, und es erwartete auch keiner vom jeweils anderen, aber der Kriegsdiplomatie mußte Genüge getan werden, damit die Pisser von der Presse nicht sagen konnten, man hätte nicht alles versucht.
Mit versteinerten Gesichtern saßen die großen Generäle einander gegenüber und brodelten vor Bosheit und Angriffslust. Jeder bemühte sich, möglichst schlitzäugig und verschlagen auszusehen und trotzdem den imposanten Vorbiss der Schneidezähne zu verstecken, der vielen Chinesen zu eigen ist.
“Klieg!” sagte der eine.
“Klieg kannste kliegen!” sagte der andere.
Die beiden wollten gerade aufstehen, um Ihren waffenstarrenden Armeen den Befehl zum Angriff zu erteilen, da stürzte ein abgehetzter und derangierter Kundschafter ins Zelt und warf sich vor den beiden Kriegsherren in den Staub.
“Was denn noch?” knurrten sie beinahe unisono.
“Straft nicht Euren ergebenen Diener, Ihr hohen Herren!” keuchte der erschöpfte Kundschafter “Aber ich bringe Euch schlechte Nachrichten!”
“Schlechte Nachlichten, Du nichtswüldige Alschgeige?!” brüllten die Generäle, “Spucks aus, oder wil lassen Dich von unselel Leibwache süß-sauel anlichten!”
“Verschont mich!” jammerte der Kundschafter schwer atmend “Aber auf dem Schlachtfeld, das Ihr in Eurer unermesslichen, strategischen Genialität für den großen Entscheidungskampf ausersehen habt, auf diesem Schlachtfeld…..hechel….hechel….”
Die Generäle waren entnervt: “Machs nicht so spannend, Du halbe Tasse Leiswein! Sonst welden wil Deine Eiel in heißem Bambusöl flittielen!”
“…..hechel, hechel….ich muß Euch sagen…..auf dem Schlachtfeld da….da wohnen Leute. Und die sind glücklich und wollen Euren Krieg nicht!”
“Ach Du Scheiße!” sagte der eine General bestürzt.
“O menno! Dann gehts ja gal nicht!” sagte der andere.
Und so mußte der schöne Krieg leider abgesagt werden, was jeder vernünftige Mensch verstehen wird.
Aus dem Chinesischen
neu erzählt von Max Reeg
Am 26. Februar ist die beliebte Volksschauspielerin Ruth Drexel gestorben. Sie war eine hervorragende Theaterschauspielerin. Als Mutter von Ottfried Fischer im “Bullen von Tölz” hat sie ausserdem im TV die Herzen von Millionen Fernsehzuschauern erobert. Ich war über die Nachricht recht traurig, denn ich kann behaupten, ein kleiner Fan von ihr gewesen zu sein. Ich bin ihr sogar mal persönlich begegnet und das kam so: Der alte Dr. Schulz und ich hatten nach einer Vorstellung in der Werkstattbühne anschliessend noch im Weinhaus Stachel diverse Frankenweine gepichelt und wankten über den Würzburger Marktplatz fröhlich nach Hause. Das dürfte so Mitte der neunziger Jahre gewesen sein. Ein älteres Pärchen hatte uns wohl angesehen, daß wir über Fachkenntnisse der Gastronomieszene verfügten und fragte uns, wo man denn in Würzburg gepflegt einen Schoppen schlürfen könne. Das Pärchen waren Ruth Drexel und der ebenfalls schon verstorbene Volksschauspieler Hans Brenner, der Vater von Moritz Bleibtreu. Sie hatten in Würzburg eine Tourneevorstellung gespielt und hatten nun Durst auf ein feines Tröpfchen. Es entspann sich ein netter Smalltalk unter Kollegen. Wir lobten dieses, kritisierten jenes Lokal und schließlich zogen die beiden fröhlich wieder von dannen. Ich glaube, sie marschierten ins Weinhaus Stachel, die älteste Weinstube Würzburgs, aus der wir gerade gekommen waren. Dr. Schulzens und mein Zustand waren wohl eine gute Empfehlung für die dort reichlich fließenden Weine gewesen. Immer, wenn ich Ruth Drexel dann im Fernsehen sah, musste ich an die kurze Begegnung denken. Möge man ihr im Himmel ebenfalls einen unterfränkischen Silvaner, Müller Thurgau, einen Stein-Wein und einen Morio-Muskat, wenn nicht gar einen Bacchus reichen! Ruth, machs gut!