Ja, da schmunzelt der Saal, wenn ein derart gewiefter Vortragskünstler die Bühne rockt. Maxe ist die Lena Meyer-Landrut des Poetry Slams. Nur viel hübscher. Klickst Du einfach folgenden Link:
Parental advisory: Graphic Language!
Nicht für unter 18-jährige!
quietsch, quietsch quietsch
fliegt ein rostiges Englein um meinen Kopf
hat einen Knick im rostigen Flügel
muss immer im Kreis fliegen
würds gern fangen und ölen
den Flügel gerade biegen und polieren
damit es wieder schimmert
wenn ein Stern es ansieht
aber rostiges Englein
will sich nicht fangen lassen
nicht von mir
fliegt lieber weiter im Kreis
quietsch, quietsch, quietsch
….die Vollgestopften, Kraftstrotzenden, Lauten, Immer-Zufriedenen.
Behalte die Matten-Müden, Moros-Morbiden-Makaber-Monstruösen - die immer Meckernd-Muffen, kurz die Miesen, sie erfrischen und verjüngen.”
Varlin
…möchtet ihr wohl wissen? Nun denn: Steht kein Autor dabei, sind sie natürlich von mir - alle anderen kommen von Lyrikmail - dem täglichen und kostenlosen Gedichteverteiler von Gregor Koall in Berlin. Jeden tag schickt er an tausende Abonnenten herrliche alte und manchmal auch neue Gedichte, zum Schmunzeln, Nachfühlen und für den großen Erkenntnisgewinn! Da geht der Tag gut los! Den Link zu Lyrikmail findet Ihr nebenan in der LINX-Liste!
Im Frühling ward die Welt verneut und wiederbracht,
Drum sagst du recht, daß sie im Frühling ist gemacht.
Angelus Silesius (1624-1677)
Ein Opfer der Zerstückung, ganz besessen,
Bin ich - wie nennt ihrs doch? - ein Schizophrene.
Ihr wollt, dass ich verschwinde von der Szene,
Um euren eignen Anblick zu vergessen.
Ich aber werde eure Worte pressen
In des Sonettes dunkle Kantilene.
Es haben meine ätzenden Arsene
Das Blut euch bis zum Herzen schon durchmessen.
Des Tages Licht und der Gewohnheit Dauer
Behüten euch mit einer sichern Mauer
Vor meinem Aberwitz und grellen Wahne.
Doch plötzlich überfällt auch euch die Trauer.
Es rüttelt euch ein unterirdischer Schauer
Und ihr zergeht im Schwunge meiner Fahne.
Hugo Ball (1886-1927)
Mein Name ist Max, meine Freunde nennen mich auch kurz: Maximilian.
Fanny (4) legt den Kopf schräg, kneift die Augen ein bißchen zusammen und mustert mich eindringlich. Dann huscht ein Grinsen über ihr Gesicht: “Onkel Max, Du siehst aus, als wärst Du total berühmt!”. Und ich schmelze zu einem Pfützchen eitler Freude…
Wenn man verletzt ist, weil ein Anderer nicht so handelt, wie man es sich gewünscht hat, ist es zuweilen recht schwer, den Schmerz darüber nicht dem Anderen so zuzuschreiben, als habe der ihn mit Absicht zugefügt.
Um die Weihnachtstanne sitzen
Onkels, Tanten, und sie schwitzen,
weil ihnen nach dem Weihnachtsbraten
der Magen aus dem Takt geraten.
Torben, halbstark und der Sohn,
denkt: “Wartet nur, ich krieg Euch schon!”
Und er serviert ein Tässchen Tee
mit Cannabis und LSD.
Bei Onkels Tanten und Cousinen
erhellen sichtbar sich die Mienen,
und wie ein Stamm der Hottentotten
entledigt man sich der Klamotten.
Die Spießer, ohne Kleid und Binder,
gebärden sich wie Blumenkinder.
Es gibt ihn doch, man glaubt es kaum,
den Gangbang unterm Weihnachtsbaum.
Danach, als alle wieder nüchtern,
verziehen sie sich wund und schüchtern.
Doch still und leise denken sie:
So schön war Weihnachten noch nie!