…ist jedes Jahr gleich. Tage vor dem eigentlichen Geburtstag deprimiert herumlaufen, sich für zu alt halten, das nahe Ende konstatieren. Einen Tag vorher Angst bekommen, die Welt könnte einen vergessen haben, niemand werde überhaupt Notiz nehmen oder gar anrufen. Die Veranstaltung einer Geburtstagsfeier weit von sich weisen, sich affig haben, überhaupt keinen Grund sehen, dieses eigentlich traurige Ereignis zu feiern. Schliesslich Geburtstag haben. Den Geburtstag ohne Feier dann doch zu popelig finden. Spontan den zahlreichen Gratulanten gegenüber eine Einladung aussprechen, wg. Umtrunk. Zum Umtrunk noch flugs einen Snack organisieren, während unablässig das Telefon vor Glückwünschen überquillt. Abends dann doch die Bude voll haben mit netten Leuten, die sich nur darüber wundern, dass man Ihnen nicht rechtzeitig etwas gesagt hat. Am nächsten Tag das eigene Verhalten schmunzelnd in die Kategorie “Unsicherer Bindungsstil” einordnen. Sich vornehmen, sich nächstes Jahr nicht wieder so dämlich anzustellen. Gleichzeitig wissen, dass daraus nichts wird…..
Heute morgen 7 Uhr 15: Stromausfall. Kein Stromausfall von der Sorte: “Hoppla, die Waschmaschine geht nicht! Aber in der Küche brennt noch Licht! Jetzt aber schnell zum Sicherungskasten! Schutzschalter an - Prima geht wieder!”, sondern ein Stromausfall der übelsten Sorte. Eher die Kategorie “Scheisse! Keine Taschenlampe!” Alles aus. Tutti kompletti. Feierabend. Ende Gelände! Oder Allende? Apropos Allende! Wieso kriegt Pinochet die letzte Ölung? Damit er an der Himmelspforte besser durchs Katzentürchen passt, oder was? Oder damit sie mal wieder nicht in den Knast muss, die alte Diktatorensau? Ich würde den alten Verbrecher viel lieber auf dem elektrischen Stuhl sehen - aber der lacht sich doch tot, bei Stromausfall! Womit wir wieder beim Thema wären: Stromausfall. Nichts geht mehr. Absolut Punze. FC Schwarze Pumpe im Ballbesitz. Alle Elektrogeräte schweigen. Auch das Telefon ist tot. So leise war es in meiner Wohnung noch nie. Keine Musik, kein PC-Lüfter, kein Kühlschrank. Kerzenlicht. Rückkehr in vortechnologische Zeit. Besinnung aufs Wesentliche. Enges Zusammenrücken. Wilder Sex! Gut, letzteres war gelogen. Außerdem geht alles plötzlich wieder. Schade eigentlich….
in Ihrem jüngsten musikalischen Machwerk teilten Sie mir mit:
“Das ist der Sonnenbank Flavour, Solarium Flow
Zur Hilfe hast du deine Kameraden geholt”
Ich wusste bislang nicht, dass wir uns duzen, aber wenn es denn schon sein muss, nehmen Sie bitte zur Kenntnis, daß ich wegen Dumpfbacken mit Migrationshintergrund nicht meine Kameraden hole, sondern die Polizei. Die gibt mir meinen mp3-Player, meine Turnschuhe, mein Handy und mein Bargeld zurück und nimmt Sie mit. Außerdem ist der Geschmack einer rege frequentierten Sonnenbank ausgesprochen unangenehm. Weiter führten Sie aus:
“Jungs schaut mir in die Kerbe
sagt mir jetzt wer ist straighter?
Das ist der Sonnenbank Flavour”
Ich danke Ihnen für dieses Angebot, muss Ihnen aber leider mitteilen, daß ich im Augenblick nicht daran interessiert bin, in Ihre Kerbe zu blicken. Das hässliche Ding auf Ihrem Hals gemahnt mich schon zu sehr an ein tatwirkliches Hinterteil, als daß ich Ihren haarigen Arsch mit Migrationshintergrund mir nun auch noch antun müsste. Insofern kann ich Ihnen leider zum augenblicklichen Zeitpunkt nicht sagen, wer straighter ist. Zum Geschmack einer schwitzigen Sonnenbank hatte ich mich bereits ausführlich geäussert. Sollte ich in der Zukunft Interesse daran haben, in Ihre Kerbe zu schauen, so werde ich Ihnen das gesondert mitteilen.
Mit freundlichen Grüßen
Max
P.S.: Aber groovy ist der Song, das muß ich zugeben.
…..ist nervtötend. Es ist eine nimmer endende Rentnerrally, und das Krampfadergeschwader schafft es immer wieder, sich zu tauben und blinden Thrombosen zu klumpen und die Gänge des Supermarktes zu verstopfen. Aber das schlimmste ist, dass der Einkaufswagen keine Hupe und kein Abblendlicht hat, sonst könnte man der elenden Bande wenigstens ein bisschen einheizen…
….war doch tatsächlich der offizielle Weihnachtsmann vom Leipziger Weihnachtsmarkt! Der Stadtweihnachtsmann sozusagen. Hauptberuflich fährt der gute Santa also Taxi. Natürlich in “Zivil”. Während der Fahrt erfuhr ich viel über seinen Job und mit welchen Geschichten er die lieben Kindelein zu bespaßen gedenkt. Er hätte mir das Fahrgeld ruhig schenken können, schliesslich ist er doch der Weihnachtsmann, oder?
…in der Stadt besteht weniger in der Kunst des “Füssevoreinandersetzens” sondern vielmehr in der Kunst des “Leutegenaubeobachtens”. Da gibt es welche, die grinsen elysisch, ganz eins mit der Welt der eigenen Gedanken. Manche blicken unstet und gehetzt und merken nicht, daß sie gerade gesehen werden. Manche erwidern den Blick voll verzweifelter Sehnsucht. Manche sondieren unsicher die Absicht des Betrachters. Manche zucken unter einem offenen Blick zusammen, von der unsichtbaren Peitsche einer fremden Emotion getroffen. Andere werfen den Blick wissend zurück. Mit denen möchte man am liebsten ein Bier trinken gehen.
…hatte keinen besonders guten Tag. Nach dem Kampf hatte ich so einen komischen Appetit auf ein Hackbrötchen. Weird!
Beschwerlich ist der Tagesablauf des Künstlers. Wer da immer meinte,
geistige Arbeit sei ein heiterer Wechsel zwischen Absinth und bizarren
Ausschweifungen, der irrt. Absinth wird zugunsten edlerer Getränke
stehengelassen und ansonsten ist ja heutzutage sowieso alles erlaubt. Um
meine Behauptungen zu untermauern, erlaube ich den ehrenwerten Lesern einen
Blick in mein bislang unveröffentlichtes Künstlertagebuch.
14 Uhr: Der Wecker klingelt. Wer es zu etwas bringen will, muß schon früh
aufstehen. Ein harter Arbeitstag bricht an. Ich werde mindestens elf
Minuten brauchen, um die ganzen Bilder zu signieren, die meine Mitarbeiter
über Nacht gemalt haben.
14 Uhr 13: Es hat doch alles etwas länger gedauert, als erwartet. Besonders
weil ich immer solang nachdenken mußte, um herauszufinden, wo bei den Bildern oben ist.
15 Uhr 13: Nach einer einstündigen Ruhepause fühle ich mich nun bereit, die
Büroarbeiten erledigen zu lassen. Mit einem goldenen Glöckchen läute ich
meiner blonden, langbeinigen Sekretärin mit dem süßen Silberblick. Solange
ich auch läute, das faule Luder kommt einfach nicht herbeigestöckelt. Mich
wundert das nicht, denn ich habe gar keine Sekretärin. Aber die Vorstellung
eine zu haben gefällt mir sehr gut.
15 Uhr 15: Es wird Zeit, den täglichen kreativen Output zu bewältigen.
Gerade kommt mir eine glänzende Idee, doch da bimmelt das Telefon. Es ist
die Kanzlerin, der nach einer bahnbrechenden Kunstaktion für die
Bundeshauptstadt sucht. Ich liefere ein schlüssiges Konzept, das
soviele Fremdworte enthält, daß nicht mal ich selber verstehe was ich
meine. Angie klingt begeistert. Besonders mein Vorschlag, Guido Westerwelle
luftdicht zu verpacken, findet ihr Interesse.
15 Uhr 30: Ich widme mich meinem literarischen Werk. Mit einer Flasche
Kirschgeist setze ich mich zum Literatenzirkel unter meiner Stammbrücke.
Ich stelle die Flasche in die Mitte, warte bis sie leer ist und zücke dann
den Stenoblock. Mein romantisches Sittengemälde einer Pennerdynastie soll
im kommenden Jahr unter dem Titel “Die Buddelbrooks” im rororoVerlag
erscheinen. Es ist mir zwar herzlich schnuppe in welchem Verlag mein Werk
erscheint, aber “rororo” kann ich wenigstens auch betrunken aussprechen.
16 Uhr 15: Die kommende “Dokumenta” in Kassel interessiert sich telefonisch
dafür, eines meiner Werke auszustellen. Mein Vorschlag: Ich lasse den
Frankfurter Flughafen im Maßstab eins zu eins nachbauen und plaziere davor
einen leeren Fahrradständer. Das Meisterwerk heißt: “Das geklaute Fahrrad”.
Die Leitung der “Dokumenta” ist begeistert. Jetzt weiß man endlich, wohin
mit den vielen Millionen.
16 Uhr 30: Pamela (Name von der Red. geändert) kommt zum Tee. Wir flüstern
uns süße Geheimnisse ins Ohr. Anschließend knöpfe ich ihr die Regenumhang
auf und greife ihr, wild vor Leidenschaft, an ihre wogenden Schlüsselbein.
Schließlich reiße ich ihr das seidene Taucheranzug von ihrem apfelförmigen
Kniescheibe, spreize ihre runden, gebogenen Schulter und dringe mit meinem
stahlharten, pulsierenden Wadenbein in sie ein. (Kleidungsstücke und
Körperteile von der Red. geändert) Es ist jedesmal wundervoll, wenn Pamela
zum Tee kommt, allerdings verschüttet sie dabei das meiste.
19 Uhr 15: Ich mache mich fein für eine Vernissage. Als Künstler muß man
sich in der öffentlichkeit präsentieren. Ich finde diese
Akademikerschnattertreffen zwar gähnlangweilig, aber es gibt immer Häppchen
und Gratis Sekt. Ich werde heute abend einen grauen SynthetikAnzug mit
hellblauem Hemd und dunkelblauer Krawatte anziehen. Ich weiß jetzt schon,
wie mir die ganzen grellbunten Modepapageien zu Füßen liegen werden.
Nächste Woche ziehe ich mich dann wieder quietschbunt an, wenn alle anderen
in den grauen Synthetikanzügen herumlaufen. So werden Trends gemacht.
22 Uhr 30: Viele Gläschen GratisSekt später falle ich in stark
derangiertem Zustand ins Bett. Das letzte, woran ich mich erinnern kann,
ist ein Gespräch mit einem Theaterregisseur, dem ich ein experimentelles
Stück von neun Stunden Gesamtlänge vorschlug, bei dem ich mir zu
Preßlufthammergeräuschen vom Tonband unentwegt die Zähne putzen würde.
3 Uhr 45: Ich schrecke noch einmal im Schlaf hoch: Natürlich! Jetzt weiß
ich, was dem neuen Theaterstück fehlt. Die Zuschauer müssen an die
Sitzplätze gekettet werden, sonst hauen sie womöglich ab! Ich werde morgen weiter dran arbeiten.
14 Uhr: Der Wecker klingelt. Ach nein. das ist nur mein Schädel. Ein neuer
Tag voll harter Arbeit wartet meiner!
Und so liebe Leser geht das unentwegt. Leicht ist das nicht!
Freunde, das hier ist kein Witz: Einer meiner Vorfahren ist Johann Bartholomäus Spatz. Mein Vater betreibt Ahnenforschung ( www.reeg.info ) und hat folgenden Eintrag über ihn im Kirchenbuch gefunden:
“den 19. August ist Barthel Spatz von Dusenbach auß des jungen Georg Lusten Wirthshauß allhier wohlbezecht gen Mitternacht nach Hauß gegangen und an der Brücken hinab in die Membling (Mümling) gestürtzet und ersoffen, worauf er den 22ten auf Rat der, auf meinen Bericht vom Ambt erhaltenen Special Verordnung, zwar mit Klang und Gesang begraben, doch aber von mir, dem Pfarrer, in der procession nit begleitet worden, anstatt der Todten Lieder sind gesungen: Herr, ich habe mißgehandelt …, Ach Herr, mich armen Sünder …, Allein zu Dir Herr Jesus Christ /Lied 166), Ach Gott und Herr, wie groß … (Lied 168) und weilen ich vom Laster der Völlerei predigen sollte, hab ich den Text genommen; Epheser V 18: Saufet euch nicht voll Weins, darauß ein unordentlich Wesen folget. Sein Alter war 53 Jahr.”
Quelle: “Ahnenliste der Familie Schäfer - Mertz”, S. 69/70
Barthel Spatz besaß´1676/77 ein kontributionspflichtiges Vermögen 432 Gulden. Q.: ebenda
Traumweihnacht
Um die Weihnachtstanne sitzen
Onkels, Tanten, und sie schwitzen,
weil ihnen nach dem Gänsebraten
der Magen aus dem Takt geraten.
Und Torben (halbstark und der Sohn)
denkt: “Wartet nur, ich krieg Euch schon!”
Und er serviert ein Tässchen Tee
mit Cannabis und LSD.
Bei Onkels, Tanten und Cousinen
erhellen sichtbar sich die Mienen,
und wie ein Stamm der Hottentotten
entledigt man sich der Klamotten.
Die Spießer, ohne Kleid und Binder
gebärden sich wie Blumenkinder.
Es gibt ihn doch, man glaubt es kaum,
den Gang-Bang unterm Weihnachtsbaum!
Danach, als alle wieder nüchtern
verziehen sie sich wund und schüchtern.
Doch still und leise denken sie:
“So schön war Weihnachten noch nie!”